Für uns alle sind Kanäle, Gondeln und Brücken das, was die Stadt Venedig am meisten charakterisiert. Jedoch kennen viele nicht die versteckten Ecken der Inseln. Diese zeigen unerwartete Schätze und faszinierende Geschichten, welche weniger bekannt sind, aber ebenso bezaubernde Seiten der Lagunenstadt zeigen.

Neben den berühmtesten Sehenswürdigkeiten gibt es ein ungewöhnliches und verstecktes Venedig, das nur darauf wartet, entdeckt zu werden.

Die Krypta von San Zaccaria: eine Reise in den Untergrund von Venedig

Die unter der majestätischen Kirche San Zaccaria verborgene gleichnamige Krypta, die bei Hochwasser oft überflutet wird. Die Krypta birgt jahrhundertealte Geschichte und Kunst und bietet ein einzigartiges und eher ungewöhnliches Erlebnis im venezianischen Untergrund.

Die Krypta von San Zaccaria aus dem 9. Jahrhundert ist in der Tat ein seltenes Beispiel romanischer Architektur in Venedig. Mit ihren Kreuzgewölben, die von griechischen Marmorsäulen getragen werden und schaffen eine fast mystische Atmosphäre .

Acht venezianische Dogen ruhen hier, was von der historischen Bedeutung dieses Ortes zeugt.  Die alten Fresken an den Wänden, die zwar durch Zeit und Feuchtigkeit beschädigt sind, erzählen biblische Geschichten und das Leben des Heiligen Zacharias. Das weiche Licht, das durch die schmalen Fenster kommt, erzeugt Schattenspiele und Reflexionen auf dem Wasser, das gelegentlich in den Boden eindringt und dem Besucher ein surreales Schauspiel bietet.

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Scala del Bovolo: die verborgene Architektur des Palazzo Contarini

Die Scala del Bovolo ist ein verstecktes architektonisches Juwel im Herzen von Venedig, ein Meisterwerk der venezianischen Renaissance, das noch immer durch seine Einzigartigkeit und Schönheit fasziniert. Eine schraubenförmige Außentreppe, die zum Palazzo Contarini gehört, hat Ihren Namen vom venezianischen Dialektwort  „bovolo“. Wenn man „bovolo“ auf Deutsch übersetzt bedeutet es Schnecke.

Die Ende des 15. Jahrhunderts im Auftrag von Pietro Contarini erbaute Treppe ist ein außergewöhnliches Beispiel für die Verschmelzung von Gotik, Renaissance und venezianisch-byzantinischem Stil. Sie ist 28 Meter hoch und besteht aus 80 Stufen, die sich um einen zylindrischen Turm winden. Ihre Struktur besteht aus einer Reihe von sich überlappenden Bögen, die einen beeindruckenden visuellen Effekt erzeugen, ähnlich einem steinernen Band, das sich in den Himmel windet.

Das Besondere an der Scala del Bovolo ist jedoch ihre Lage: Versteckt in einem kleinen Innenhof, fernab der großen Touristenströme, ist sie eine unerwartete Überraschung für diejenigen, die sie entdecken. Von ihrer Spitze aus hat man einen atemberaubenden Panoramablick auf die Dächer und Glockentürme von Venedig, der eine wenig bekannte Perspektive auf die Stadt bietet.

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Das jüdische Ghetto von Venedig: Geschichte und Kultur

Das 1516 gegründete jüdische Ghetto in Venedig ist das älteste der Welt und stellt ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der Lagunenstadt dar. Dieses Viertel im Stadtteil Cannaregio ist ein Labyrinth aus engen Gassen und versteckten Feldern, in dem sich die jahrhundertelange Geschichte, Kultur und Widerstandsfähigkeit der jüdischen Gemeinde Venedigs widerspiegelt.

Der Begriff „Ghetto“ stammt von hier! Das Gebiet, in dem sich einst Gießereien (auf venezianisch „geti“) befanden, wurde zum Zwangsaufenthaltsort für Juden. Zum Glück blühte die jüdische Gemeinde trotz der Beschränkungen auf und schuf eine reiche Kultur, die sich noch heute in der Architektur und den Traditionen des Viertels widerspiegelt.

Bei einem Spaziergang durch das Ghetto kann man die fünf historischen Synagogen bewundern. Scheinbar gewöhnliche Gebäuden und die jeweils eine andere jüdische Tradition repräsentieren: die deutsche, italienische, spanische, levantinische und sephardische.

Ein weiteres bemerkenswertes Merkmal des Ghettos sind die ungewöhnlich hohen Gebäude. Aufgrund von Platzmangel wurden die Gebäude in die Höhe gebaut, die durch einige Historiker als Europas ersten „Wolkenkratzer“ bezeichnet werden.

Heute ist das Ghetto ein lebendiges Viertel mit koscheren Geschäften, traditionellen Restaurants, dem Jüdischen Museum und dem bewegenden Holocaust-Mahnmal. Es ist ein Ort der Erinnerung, aber auch ein Ort des täglichen Lebens, an dem die jüdische Gemeinde weiterhin gedeiht und zum reichen kulturellen Mosaik Venedigs beiträgt.

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Versteckte Inseln: San Lazzaro degli Armeni und San Michele

Die Inseln San Lazzaro degli Armeni und San Michele liegen weitab vom Trubel Venedigs und bieten unterschiedliche Erlebnisse, die jeweils ihre eigene, kuriose und faszinierende Geschichte haben.

Die kaum 3 Hektar große Insel San Lazzaro degli Armeni ist ein kulturelles Juwel: Seit 1717 beherbergt sie ein armenisches Kloster, das von dem Mönch Mechitar gegründet wurde und mit über 170.000 Büchern in armenischer Sprache eine der wichtigsten Bibliotheken der Welt ist. Das Kloster ist auch für sein Museum bekannt, in dem eine umfangreiche Sammlung von armenischer Kunst, darunter eine ägyptische Mumie aus dem 7. Jahrhundert v. Chr.

Die Schönheit und der kulturelle Reichtum der Insel haben im Laufe der Jahrhunderte viele berühmte Besucher angezogen, darunter auch Lord Byron, der einige Monate dort verbrachte, um Armenisch zu lernen.

Heute bewahren die Mönche die armenische Kultur und stellen sogar Kunsthandwerk wie den berühmten Vartanush, einen Rosenlikör, her.

Auf der Insel San Michele hingegen befindet sich der monumentale Friedhof von Venedig. Die Insel wurde im 19. Jahrhundert angelegt, um das Problem der Bestattungen in der Serenissima zu lösen. Im Laufe der Jahre hat sich der Ort zu tiefer Ruhe und Besinnung entwickelt. Der Friedhof mit der Renaissancekirche San Michele in Isola ist ein wahres Freilichtmuseum, reich an Skulpturen und Grabmälern von großem künstlerischen Wert.

Auch viele berühmte Künstler ruhen hier, darunter der Komponist Igor Strawinsky, der Dichter Ezra Pound und der venezianische Maler Emilio Vedova.

Acqua Alta Buchhandlung

Ein weiterer verborgener Schatz im Stadtzentrum ist die Buchhandlung Acqua Alta in Venedig, ein Ort, der Leseliebhaber aus der ganzen Welt verzaubert. Diese als „schönste Buchhandlung der Welt“ bekannte Einrichtung ist den Herausforderungen des Hochwassers in Venedig in einzigartiger Weise angepasst.

Im Inneren finden neue und gebrauchte Bücher ihren Platz an ungewöhnlichen Orten wie Badewannen, Gondeln und sogar einem alten Ruderboot, um die Bände vor den häufigen Überschwemmungen zu schützen. Diese geniale Lösung hat nicht nur Hunderte von Büchern gerettet, sondern auch dazu beigetragen, eine surreale und faszinierende Atmosphäre zu schaffen. Viele Besucher schätzen diese Atmosphäre und genießen die Zeit zwischen den bis zur Decke reichenden Bücherstapeln, entdecken versteckte Ecken mit Bänden in verschiedenen Sprachen entdecken und den Blick auf die Kanäle aus den Fenstern der Bibliothek genießen können.

Schiefe Glockentürme und geheime Kirchen

Venedig birgt architektonische Kuriositäten, die selbst aufmerksame Besucher überraschen.

Unter ihnen stechen die vier schiefen Glockentürme der Stadt besonders hervor:

  1. San Pietro di Castello, erbaut 1463, ist der am wenigsten schiefe der vier und zeichnet sich durch seine Verkleidung aus istrischen Stein aus.
  2. San Giorgio dei Greci, erbaut zwischen 1587 und 1592, ist mit der griechisch-orthodoxen Kathedrale verbunden und bietet einen einzigartigen Blick auf das venezianische Panorama.
  3. Santo Stefano, mit einer Neigung von zirka zwei Metern, ist einer der höchsten und eindrucksvollsten Glockentürme der Stadt.
  4. San Martino a Burano, 53 Meter hoch und mit einer Neigung von 1,83 Metern, befindet sich auf der Insel Burano und wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach restauriert.

Diese Glockentürme, die aufgrund von Bodensenkungen während ihrer Errichtung schief stehen, bieten eine ungewöhnliche Perspektive auf die venezianische Skyline und sind stumme Zeugen der Geschichte und der architektonischen Herausforderungen der Lagunenstadt.

Neben den Glockentürmen gibt es in Venedig aber auch viele kleine, versteckte Kirchen, jede mit ihrer eigenen Geschichte und architektonischen Schönheit. Diese Kirchen werden oft von den ausgetretenen Touristenpfaden übersehen. Diese bieten eine einzigartige Gelegenheit, die venezianische Sakralkunst in einer Atmosphäre der Ruhe und Besinnung zu entdecken, die von den Bewohnern der Lagune noch authentisch erlebt wird.

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Venezianische Kuriositäten: fehlende Hausnummern und Nizioleti

Venedig ist eine Stadt, die selbst in den kleinsten städtebaulichen Details immer wieder für Erstaunen sorgt. Ein kurioses Beispiel sind die fehlenden Hausnummern auf dem Markusplatz, wo man plötzlich von Nummer 21 auf 40 springt.

Dieser Sprung in der Nummerierung hat eine interessante Geschichte: 1902, vor dem Einsturz des Glockenturms von St. Markus, wurden 18 Holzläden am Fuße des Turms abgerissen, um die Statik zu überprüfen. Beim Wiederaufbau des Glockenturms wurden diese Läden jedoch nicht wiederhergestellt, so dass eine „Lücke“ in der städtischen Nummerierung entstand, die bis heute besteht.

Ein weiteres charakteristisches Element des venezianischen Stadtbildes sind die „Nizioleti„, die typischen Straßenschilder der Stadt. Mit schwarzer Farbe auf weißem Grund geben diese Schilder nicht nur die Namen von Straßen und Plätzen an, sondern erzählen auch Geschichten und Anekdoten rund um die venezianische Toponomastik. Vom Namen eines alten Handwerks, das in der Gegend ausgeübt wurde, über ein bedeutendes historisches Ereignis bis hin zu lokalen Legenden und Kuriositäten – die Nizioleti sind bei den Venezianern sehr beliebt, weil sie eng mit den Traditionen der Stadt verbunden sind.

Der „Hexenwecker”

Unter den faszinierendsten Legenden Venedigs verdient die des „Hexenweckers“ in der Calle della Toletta sicherlich eine besondere Erwähnung.

Der Legende nach lebte in dieser Gasse eine von den Bewohnern des Viertels gefürchtete Hexe, die über magische Kräfte verfügte und ihre Zaubersprüche mit Hilfe einer besonderen Uhr vollzog. Die Legende besagt, dass die Bewohner des Viertels eines Tages verärgert über ihre Missetaten waren und dann beschlossen, sie zur Rede zu stellen. Die Hexe, die sich so bedroht fühlte, sprach einen letzten Zauber auf die Uhr, bevor sie für immer verschwand, und von da an blieb der Wecker in der Wand der Calle verankert. Noch heute sollen sich die Zeiger auf geheimnisvolle Weise bewegen, als würden sie von einer übernatürlichen Kraft gelenkt.

Diese antike Uhr, die man bei einem Spaziergang durch die Calle della Toletta sehen kann, ist zu einem Anziehungspunkt für Besucher und Einheimische gleichermaßen geworden. Zu einem aber auch Symbol der venezianischen Folklore, das dazu einlädt, über den schmalen Grat zwischen Realität und Fantasie nachzudenken, der die Lagunenstadt kennzeichnet.

Die Brüder Lumière in Venedig

Die Verbindung zwischen Venedig und dem Kino ist tief verwurzelt und reicht bis in die Anfänge der siebten Kunst zurück.

Im Jahr 1896 drehten die Brüder Lumière, die als Pioniere der Kinematographie bekannt sind, das erste bewegte Bild des Canal Grande. Dieser kurze Film, der das tägliche Leben und die einzigartige Atmosphäre der Lagunenstadt einfing, markierte den Beginn einer dauerhaften Liebesbeziehung zwischen Venedig und dem Kino.

Bis heute hält Venedig diese Tradition mit seinem berühmten Filmfestival, dem ältesten der Welt. Dank Kinos mit mehreren Sälen, wie dem Giorgione und dem Rossini, können hochwertige Programme seit mehreren Generationen angeboten werden.

Aber das ist noch nicht alles: Venedig mit seinem einzigartigen Licht und seiner atemberaubenden Landschaft ist nach wie vor eine Inspiration für Filmemacher und Künstler aus der ganzen Welt. Die Stadt selbst verwandelt sich oft in eine natürliche Filmkulisse und setzt damit die Liebe zum Kino fort, die vor mehr als einem Jahrhundert mit den Brüdern Lumière begann.

 

Die Entdeckung dieser versteckten Orte und Geschichten bietet eine tiefere und authentische Erfahrung von Venedig und ermöglicht es Ihnen, mit der wahren Atmosphäre der Stadt in Verbindung zu treten.